Jaspis
Mutter aller Edelsteine

Jaspis, ein Quarz, ist laut Bibel ″der alleredelste Stein, die Mutter aller Edelsteine″. Seit alten Zeiten glaubten die Menschen, er schütze vor Krankheiten und stärke die Willenskraft. Gleichfalls nach der Bibel sollen die Grundsteine der Stadtmauer und des Tempels des ″Himmlischen Jerusalem″ jeweils ein Jaspis sein.

Bei den alten Griechen glaubte man, dass der Jaspis seinem Träger innere Ausgeglichenheit beschert und Frauen durch das Tragen des Steins eine Harmonie-volle Schwangerschaft haben. Der rote Jaspis soll am besten bei Übelkeit und übermäßiger Esslust helfen.

Der im späten Mittelalter berühmte Naturforscher Konrad Gesner überlieferte: "Der Jaspis ist ein Schild vor der Brust, das Schwert in der Hand und die Schlange unter den Füßen. Er schirmt gegen alle Krankheiten und erneuert Geist, Herz und Verstand."

In China wurde früher Jaspis als Jade betrachtet. Das älteste chinesische Wörterbuch, das von Xu Shen im zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung erstellt wurde, definiert Jade als Jaspis, Jadeite, Nephrit, Serpentin und Kristall. Es sagt: ″Jade ist Schönheit in Stein. Durch Jade wird Aufrichtigkeit symbolisiert, da seine Durchsichtigkeit Farben und Einschlüsse im Inneren zeigt; Weisheit, da er beim Anstoßen rein und durchdringend klingt; Mut, da er bricht, aber sich nicht biegt; Mitleid, da er strahlt, aber einen warmen Glanz hat; Billigkeit, da er scharfe Kanten bildet, die aber nicht verletzen.″ Bevor Jade im 18. Jahrhundert in Minen abgebaut wurde, fand man ihn an der Oberfläche in Bergen und Flussbetten. Die Legende sagt uns, dass Frauen mit nackten Füßen im Fluss danach suchten. Sie fühlten die besondere Oberfläche mit der Haut, besonders deshalb, weil das Yang der einen das Yin des anderen anzog. Jade galt als Essenz des Himmels und der Erde.

Beliebtes Meditationsmedium, wirkt der Jaspis für Esoteriker gegen Magen-, Darm-, Herz-, Atemwegs-, Ohren-, Leber- und Milzprobleme, Alpträume, Desorientierung, Bleichsucht, Blutarmut, Mundgeruch, Verstopfung, Übergewicht, Erschöpfung, Blasenentzündung, fördert Konfliktbereitschaft und lindert Ängste, Apathie, mangelndes Erinnerungsvermögen, Nervosität, Schreckhaftigkeit, Stress. Wie haben wir nur bisher ohne einen leben können?

Jaspis, stets geschätzt als Rohstein, Schmuck, Handschmeichler kommt in allen Farben vor. Sie sind die Wirkung von mineralischen Einschlüssen. Mir gefallen besonders die Nuancen zwischen rot und braun, die auf Eisenoxydbeimengung beruhen. In ihnen ist Jaspis leicht zu verwechseln mit Achat, aber Tageslicht schimmert nicht durch Jaspis durch. Der Mohshärtegrad ist 6,5-7 gegen 3,5 bei Achat. Jaspis zeigt häufig interessante Strukturen. Sie sind teuer erkauft, denn die Stücke brechen beim Schleifen leicht entlang den Schichtgrenzen.

                      
Roter Jaspis, ein dicker Brocken mit 5 cm                          Delikates Streifenmuster              

In Luxor, in dem ich meine Winter verbringe, schleift und verkauft Adel in der Luxor Temple Street, drei Häuser vor dem MacDonald in Richtung Basar, eine riesige Auswahl von Steinen aller Art, oft im Sinai gefunden: Lapis, Türkis, Sternsaphir und auch Jaspis. Sie können ihm beim Schleifen zusehen, wenn er nicht gerade – wie meist – Kunden aus aller Welt beim Kauf berät. Der Juwelier Ahmed Zaglool nebenan (Zaglool Bazar), kenntnisreich, wohl dokumentiert, Englisch sprechend, hat besonders erlesene Stücke wie den Landschafts-Jaspis ganz oben. Und dieser Mann, der sein Leben mit schönen Steinen verbringt (wenn er nicht gerade für eine Familienimportfirma in der halben Welt unterwegs ist) hat einen Stein, von dem selbst er nicht weiß, was es ist (unten – die schwere Fassung ist aus einer Zeit, als Silber noch billig war). Die kleinen Einschlüsse scheinen Fossilien zu sein. Kann ein kluger Leser Erleuchtung bringen? Es ist kein Bernstein, da zu leicht und undurchsichtig. Ich tippe auf fossile Koralle.

                      
Vorderseite des rätselhaften Stücks                           Rückseite    (alle Fotos vom Autor)    

Klaus G. Müller
, 2011