Koptisch
Die koptische Schrift ist eine griechische Uncialschrift, welche als Schrift der 'neuen Religionsbücher' bei den christlichen Ägyptern (Koptu, Kopten) im 5. Jh. n. Chr. die einheimische demotische Schrift verdrängte.
Die Kopten nahmen die Buchstaben g, d, v, ø und q wegen ihrer griechischen Zahlbedeutung auf, obwohl die Laute an sich ihrer Sprache fremd waren (wie auch So als Ziffer 6). Auf der anderen Seite ergänzten sie das griechische Alphabet durch hinzufügen mehrerer Zeichen für Laute, die der ägyptischen Sprache eigen waren und auf hieroglyphischen, hieratischen, bzw. demotischen Prototypen beruhten (w, f, x, ö, þ).
Gesprochen wurde Koptisch bis ins 14. Jh., obwohl es als Muttersprache bereits im 10. Jh. fast überall ausgestorben war. Die koptische Sprache lebte noch einige Zeit in der Volksmythologie und in der Poesie weiter, bevor sie dann Ende des 13. Jhs. endgültig untergegangen ist. Geschrieben wurde es bis ins 16. Jh., danach wurde es vom arabischen verdrängt. Erhalten blieben jedoch die koptisch-arabischen Wörterbücher und Grammatiken des Klerus. Bis heute ist koptisch die Kultsprache der Kopten (ägyptische Christen) und wird bei Gottesdiensten verwendet. Die Koptische Sprache besteht aus vielen Dialekten. Zu den verbreitesten gehören das Sahidisch (Oberägypten) und Bohairisch (Unterägypten).
Vokale und m, n, r werden je nach Artikulation oben punktiert;
u wird aus den Uncialen für zusammengesetzt, ou = ooü, au = aü, eu = eü, ai = ai, ei = ei, oi = oi
Zeichen   Name Wert   Zeichen   Name Wert   Zeichen   Name Wert   Zeichen   Name Wert
A a   Alpha a   V v   Thita th   P p   Pi p   U u   Au ū, ō
B b   Bida b, v   J j   Jauta i   R r   Ro r   W w   Šei š
G g   Gamma g   K k   Kapa k   S s   Sima s   F f   Fei f
D d   Dalda d   L l   Laula l   T t   Tau t   X x   Khei x
E e   Ei e   M m   Mi m   Ü ü   He ü   H h   Hori h
Ä ä   So 6   N n   Ni n   Ø ø   Phi ph   Ö ö   Džanžia
Z z   Zita dz   C c   Ksi ks   Q q   Khi kh   Þ þ   Tšima
I i   Ita e, ī   O o   O o   Y y   Psi ps   * +   Ti ti

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Koptische Gewebe
Koptische Totenportraits

Die Kopten sind Ägypter. So besagt auch ihr Name zunächst nichts anderes als Ägypter und leitet sich aus dem Arabischen ab. Die Araber bezeichneten Ägypten als Dâr al-Qibt (Qubt), was auf Deutsch soviel wie ,,Haus der Kopten" heißt. Das arabische Qubt ist von dem griechischen Wort "aigyptios" abgeleitet (manche sagen, das Wort "Kopte" leite sich aus dem altägyptischen Wort "Aigyptos" ab). Da auch dieser griechische Begriff schon einen ägyptischen und assyrischen Vorläufer hat, stammen das Wort und der Name ,,Kopten" schon aus weit älterer Zeit und wurden erst viel später zur Bezeichnung für die wichtigste christliche Kirche Ägyptens. Die Kopten stehen nicht nur dem Namen nach, sondern sehen sich auch kulturell und von ihrer Abstammung her in der Nachfolge des alten Ägypten. Die Kopten selbst bezeichnen sich im eigenen Sprachgebrauch untereinander nicht als Kopten, sondern einfach als Christen. Den Namen ,,Kopten" nutzen sie fast nur gegenüber Christen anderer Konfessionen und bezeichnen sich dann meist als ,,orthodoxe Kopten".
Obwohl das heutige Ägypten islamisch ist, ist es mit dem Christentum auf spezielle Weise verbunden: Moses wurde auf dem Nil ausgesetzt und am ägyptischen Hof erzogen. Die Heilige Familie floh vor Herodes nach Ägypten und später wurde Ägypten nicht nur das erste christliche Land der Welt, sondern auch die Wiege des Mönchtums.
Im koptischen Christentum leben Elemente der pharaonischen Kultur fort. Vermutlich werden die christianisierten Ägypter seinerzeit die Inhalte der alten heidnischen Religionen abgelehnt haben, aber die kulturellen Ausdrucksmittel ihres Volkes haben sie dennoch aufgegriffen. So bewahren sie bis heute in der Kunst, im Kalender, in der Musik, in der Sprache und in anderen Bereichen des Lebens Traditionen, deren Entstehung weit in die Jahrtausende vor Christus hineinragt.
Viele Elemente der altägyptischen Religion finden sich noch heute in christlichen Bräuchen und Bildern wieder. Der Glaube der alten Ägypter an ein Leben nach dem Tod und der Isis-Kult sind solche Beispiele, die die Konvertierung von der alten ägyptischen Religion in die christliche wesentlich erleichterten.
Die alten Ägypter, wie auch die Christen glaub[t]en an ein Leben nach dem Tod, und beide verehrten eine Mutter Gottes: Das Bild von Maria mit dem Jesuskind erinnert stark an die Statuen von Isis mit dem jungen Horus. Heute sind die Kopten nur eine kleine Minderheit in Ägypten, aber dennoch bezeichnen sie sich stolz als die wahren Nachfahren der alten Ägypter.

Bald nach dem Tode und der Auferstehung Christi begannen die 'Apostel und Jünger' auf langen Reisen in aller Welt ihren Glauben zu verkünden. Die Kopten verehren als Gründer ihrer Kirche den Evangelisten und Apostel Markus, der von Alexandria aus die Botschaft Christi verbreitete. Damals war Ägypten mit Alexandria und seiner berühmten Bibliothek eines der wichtigsten Zentren der geistigen und philosophischen antiken Welt. Das heutige Oberhaupt der koptischen Kirche, Seine Heiligkeit Schenudah III., ist der 117. Papst auf dem Apostolischen Stuhl von Alexandria und Ägypten.

In den ersten eineinhalb Jahrhunderten sind die Quellen zur koptischen Kirchengeschichte spärlich. Am Ende des zweiten Jahrhunderts aber tritt die Kirche Ägyptens derart in das Licht der Geschichtsschreibung, daß angenommen wird, daß es schon lange vorher zahlreiche Christen und ausgereifte kirchliche Strukturen gegeben haben muß, derer man sich bediente.

Die Hochschule von Alexandria war die erste Einrichtung ihrer Art. Ihre Lehrer standen voll auf der Höhe der philosophischen Bildung ihrer Zeit; sie wandten sich an die heidnische Öffentlichkeit, um den christlichen Glauben einem gebildeten Publikum nahezubringen. Alexandria wurde zum Zentrum der Theologie in der Alten Kirche.

Die Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian war ein tiefer Einschnitt in die Entfaltung der koptischen Kirche. Bis heute zählen sie ihren Kalender nach dem Jahr 284, dem Amtsantritt Diokletians, ihres größten Widersachers auf dem Kaiserthron und schreiben daher heute das Jahr 1718 im "Zeitalter der Märtyrer".

Nachdem das Christentum unter Kaiser Konstantin (312-337) erlaubt wurde, entspannte sich die Lage auch in Ägypten. Ohne den Druck der Verfolgung konnte sich das kirchliche Leben freier entfalten und theologische Fragen entwickeln. Die alexandrinische Theologie hat auf die Formulierungen der Konzilien, d. h. vor allem auf das Große Glaubensbekenntnis, das bis heute allen Christen gemeinsam ist, starken Einfluß gehabt.

Schon vor der Konstantinischen Wende kam das Mönchtum auf. Als die Kirche plötzlich im öffentlichen und politischen Rampenlicht stand und zu verweltlichen drohte, erhielt diese Bewegung einen enormen Zulauf. Die drei großen Väter des ägyptischen Mönchtums: Antonios (der heilige Antonius ist der Überlieferung nach der erste Einsiedler, der sich in die Wüste zurückzog), Pachomios und Schenute prägten in besonderem Maße diese neue Lebensform, um auch in der veränderten Welt eine radikale Nachfolge Christi leben zu können. (4./5. Jh.) Die weltberühmten Wüstenklöster Ägyptens bezeugen noch heute in eindruckvoller Weise die koptische Geschichte.

Auch die Zeit, als Ägypten unter christlicher Herrschaft stand, war für die Kopten keine Epoche der Sorglosigkeit. Denn die Führung in Byzanz sah in Ägypten oft nur die nützliche Kornkammer des Reiches und ihr Regiment war streng. Langsam luden sich politische und soziale Spannungen zwischen Byzanz und Ägypten auf, welche sich dann an einer theologischen Frage entzündeten: "Wenn Jesus Christus wahrer Mensch und wahrer Gott zugleich ist, wie verhalten sich diese Wesenszüge zueinander?"
Die Formel des Konzils von Chalkedon (451) lehnten die Ägypter als Neuerung ab. Sie beharrten auf dem Wortlaut des großen alexandrinischen Theologen und Patriarchen Kyrillos, der von der "einen Natur des menschgewordenen Wortes Gottes" sprach. So gilt dieses Konzil als Datum der Spaltung zwischen der Orthodoxen Kirche von Konstantinopel und den orientalisch-orthodoxen Kirchen von Ägypten, Syrien, Armenien und Äthiopien.
Eine Kommission der beiden Konfessionen, die 1989 und 1990 tagte, einigte sich letztlich auf eine Formulierung, in der alle ihren Glauben ausgedrückt fanden. Sie hoffen, daß mit dem Beistand des Heiligen Geistes bald die Trennung überwunden und die volle kirchliche Gemeinschaft wiederhergestellt werden kann.

Ein schwerer Einschnitt war die arabische Eroberung im 7. Jahrhundert. Seitdem leben die Kopten unter islamischer Herrschaft. Ihr Bevölkerungsanteil ist ständig kleiner geworden (um 1000 noch die Hälfte, heute zwischen 7 und 12%). Auch ihre Sprache haben sie mit der Zeit auf Arabisch umgestellt und benutzen ihr altes Koptisch (eine Spätform des alten Ägyptisch) nur noch im Gottesdienst. Trotz zum Teil heftiger Unterdrückung haben sie an ihrem Glauben festgehalten und müssen dafür bis in die Gegenwart immer wieder schwere Nachteile in Kauf nehmen.

Seit etwa dreißig Jahren erlebt die koptische Kirche wieder einen Aufschwung: Die fast verlassenen Klöster werden immer mehr wiederbelebt, die Gemeinden vergrößern sich und die Pflege der eigenen Kultur wird intensiviert.
Auf der anderen Seite scheint sich der Konflikt zwischen einigen islamischen Gruppen und den christlichen Kopten weiter anzuspannen.

Unter koptischen Geweben versteht man alle textilen Gräberfunde aus der Zeit zwischen dem 4. bis 12. Jahrhundert nach Chr. in Ägypten. Dabei handelt es sich meistens um Textilien des täglichen Gebrauchs, vor allem um Fragmente von Bekleidungsstücken und Decken. Das Hauptkontingent der spätantiken Textilien der Kopten datiert vom 5.-9. Jh. n.Chr.
Die Stoffe zeigen eine hervorragende Webtechnik, sie präsentieren das Formen- und Farbengefühl koptischer Künstler und haben eine Fülle von Themen zum Inhalt, die detailreich und phantasievoll ausgeführt wurden. Die Textilien wurden in Leinen, der ältesten textilen Faser Ägyptens oder in Wolle ausgeführt. Der Flachsanbau, zur Gewinnung des Leinenfadens hat eine sehr lange Tradition in Ägypten. Schon die Pharaonen fertigten feinste Leinengewebe für ihre Kleidung und für die Leinenbinden zur Mumifizierung ihrer Toten. Diese waren ungemustert und bestechen durch ihre Feinheit und Qualität. Die Schafzucht und demnach die Wolle wurde unter den Ptolemäern eingeführt. Davor kam die Wolle für die Wirkereien wahrscheinlich aus dem Orient. Wolle besitzt die höchste Elastizität und Dehnung aller Naturfasern und sie eignet sich sehr gut zum Färben. Auch deshalb begann sie mit der Zeit Leinen als Grundstoff mehr und mehr zu verdrängen, besonders ab der Eroberung Ägyptens durch die Araber. Dazu kam, dass man die Bestattungsriten im 3. Jh. n.Chr. änderte. Die Toten wurden nicht mehr mumifiziert, sondern in ihren Alltagskleidern (Tuniken) entweder in einfachen Sandgruben oder bei vermögenderen Personen auch in kleinen Grabdenkmälern bestattet
Durch das trockene Klima und den sandhaltigen Boden blieben diese textilen Dokumente relativ gut erhalten, zudem wurden den Toten die Kleidungsstücke mit den Besatzstücken nach innen angezogen.
Die ägyptische Ärmeltunika, auch kreuzförmige Tunika genannt, erhielt ihre spezielle Form am Webstuhl selbst. Sie wurde nach einem exakten, vorher vereinbarten Plan gewoben und ist gewöhnlich reich mit aus Wolle gewirkten Ornamenten verziert. Diese Musterbesatzstücke wurden in das Grundgewebe während des Webvorganges direkt eingearbeitet. Dabei nennt man die Vertikalborten Clavi, die runden Besatzstücke Orbiculi, die eckigen Besatzstücke Tabulae und Sigillae können kleine runde, eckige oder blattförmige Besatzstücke sein, die an den Clavi befestigt sind. Weiterhin können noch jegliche Art von Borten, so zum Beispiel Ärmelborten oder Saumborten vorhanden sein.
Die ersten Zeugnisse koptischer Gewebe brachte Napoleons Expedition aus dem nordafrikanischen Raum nach Europa. Seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs dieses Interesse an spätaniken Geweben, was zu einer beträchlichen Plünderung der lokalen Bodendenkmäler geführt hat.
Die koptischen Gewebe der Textilsammlung St.Gallen z.B. stammen aus der Sammlung Leopold Ikle. Einzelne wurden schon 1908 zusammen mit Spitzen und Stickereien dem Museum geschenkt. Die Mehrzahl jedoch gelangte 1920 in die Sammlung, als Ikle einen Teil des Ausstellungsgutes übernehmen konnte, das im Palais du Costume in Paris anlässlich der Weltausstellung von 1900 gezeigt worden war.
Allgemein stammt der größte Teil der Textilien aus dem Kunsthandel, viele davon befinden sich damit in Privatbesitz. Ein großes Problem dabei war und ist, dass sowohl von Grabräubern als auch von den frühen Ausgräbern nur die "interessanten Stücke" d. h., die farbigen Besatzstücke aus den Kleidungsstücken herausgeschnitten oder sogar gerissen wurden. Damit wurden sie aus dem Fundzusammenhang genommen, was wiederum bei der Datierung, beim Herkunftsort und bei der Lokalisierung der einzelnen Besatzstücke große Schwierigkeiten bereitet.
koptisches Gewebe    quadratisches Besatzstück
Textilsammlung St.Gallen                                                                Quadratisches Besatzstück, Boston Museum of Fine Arts

 
zum Seitenanfang   Totenbilder aus der Oase Faiyum (Ägypten) 
Klaus G. Müller, 2005
  Faiyum Totenbild Frau     Faiyum Totenbild Mann
Museum Kairo (aus Dumont visuell)
Mumie

Die frühen koptischen Christen legten solche Holztafeln in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung nach der Mumifizierung auf die Gesichter ihrer - immer noch mumifizierten - Toten. Einige der ausdrucksvollsten wurden in der Oase Faiyum in der Nähe von Kairo gefunden und gaben der Gattung den Namen. Sie vereinigen zwei Welten: Reste des altägyptischen Begräbniskults und der Portraitkunst der griechisch-römischen Tradition. Die dargestellten Toten gehörten gewiss zur administrativen Elite dieser multi-ethischen und multi-kulturellen Randprovinz des römischen Reiches. Während sie altägyptische Begräbnisriten aufrecht erhielten, sahen sie sich in Kleidung und Schmuck als Römer. Der große Realismus entsteht aus der enkaustischen Maltechnik, in der Farbpigmente mit Bienenwachs gemischt werden. Das ergibt eine sehr intensive Wirkung, wie die von Ölfarben. Aus den Portraits haben sich später die Ikonen entwickelt. Typisch sind besonders die übergroßen Augen, die schon ins Jenseits zu blicken scheinen. Sie folgen dem Betrachter, wenn er an dem Bild vorbeigeht. Man sieht es schön, wenn man den Bildschirm dreht. Kinder fasziniert es. 

(Das Faiyum [Fayyum] ist eine rund 1200 Quadratkilometer große Oase inmitten des Wüstensandes. Das Faiyum wird geprägt durch den Qarun-See, der sein Wasser über einen Seitenarm des Nils, den Kanal "Bar Yussef" erhält. Das Faiyum war schon seit dem Neolithikum bewohnt und war immer einer der wichtigsten landwirtschaftlichen Anbaugebiete Ägyptens, in dem unter anderem Getreide, aber auch Blumen für die Parfümherstellung angebaut werden. Hier fanden sich die bis heute ältesten Spuren für Pflanzenanbau in Afrika. Heute ist der Hauptort Medinet-Faiyum.
Anm. d. Redaktion )


Antike Faiyum Totenportraits (1.-3. Jh. n. Chr.):
Totenbild Totenbild Totenbild Totenbild Totenbild Totenbild   Totenbild  Totenbild    Totenbild    
weitere Faiyum-Totenportraits bei:
Portraits funéraires de Fayoum* (Datenbank, frz.)